Idee und Doktrin
Wie ich bereits sagte, gibt es eigentlich nicht mehr viel zur Entwicklung der Idee des Sozialismus zu sagen. Ja, manch einer greift vielleicht noch einmal ältere Gedanken als jene von Marx und Engels auf oder fügt dem Ganzen noch den einen oder anderen Feinschliff hinzu. Im Großen und Ganzen ist jedoch keine wirkliche Weiterentwicklung des Sozialismus als Idee mehr zu beobachten. Nun wird der eine oder andere sagen: was ist denn mit Lenin? Oder dem Kulturmarxismus? Oder was auch immer man nun ausbuddeln mag. Darauf lautet die Antwort: nichts, was soll damit sein? Sie verändern doch nicht, was den Sozialismus ausmacht.
Also, holen wir ein klein wenig weiter aus: die Idee, der Grundbaustein, auf dem alles andere aufbaut und im Falle des Sozialismus eben gerade auch der Charakter als Utopie, also dass man auf etwas hinaus will, das als „Paradies auf Erden“ oder sonst was betrachtet werden kann, ist das, was man im Kern überall wiederfindet. Was sich unterscheidet ist nicht, dass man in der Idee groß was anderes zugrunde legt, wie wir an sich auch schon in der historischen Betrachtung gesehen haben, da man im Endeffekt sich auf die acht Säulen direkt oder indirekt beziehen wird, so man denn eine sozialistische Utopie anstrebt. Der Unterschied, und dies wird eben auch gerade beim Kulturmarxismus klar, ist nicht das was, sondern das wie. Platt formuliert: viele Wege führen nach Rom. Ich kann die Straße nehmen, ein Schiff oder mich durch den Wald schlagen. Aber Rom bleibt Rom. Wie ich dorthin gelange ändert vielleicht, von welcher Seite ich die Stadt betrete und was ich sehe, bevor ich dann endlich auf dem Forum stehe, aber es ändert nichts daran, was genau nun mein Ziel war: Rom. Und mit der Utopie verhält es sich genauso: Die Menschen sollen gleich sein, sie sollen untereinander solidarisch leben, trennende Faktoren wie das Privateigentum gehören abgeschafft oder eingeschränkt usw. Das bleibt im Kern gleich, egal ob wir dorthin durch Reformen, Revolution, kulturelle Erziehung oder sonst was gelangen.
Haben wir das nun also aus dem Weg geräumt und geklärt, dass es einen Unterschied zwischen der Idee und der Lehre zur Anwendung derselben gibt. Ein klassischer Sozialdemokrat, der den „demokratischen Sozialismus“ auf dem Wege der demokratischen Reformen umsetzen möchte, will sich genauso in Richtung Rom aufmachen, wie es der klassische Marxist möchte, der die Proletarier aller Länder aufruft, sich zu vereinigen und von der Revolution spricht. Vielleicht möchte der eine weiter in die Stadt als der andere, aus der Ferne betrachtet ist das Ziel beider jedoch Rom. Deshalb versteht auch derjenige, der lieber zu Hause bleibt oder ganz woanders, vielleicht nach London, Oslo oder Riga, hin möchte, auch überhaupt nicht, warum die beiden nicht zusammen reisen oder lässt sich das Ganze anhand viel zu vereinfachter Erklärungen aufzeigen. Im Rahmen anderer Ideologien ist es jedoch dasselbe, denn die Unterschiede in der Doktrin, in der Lehre des Vorgehens, auch wenn das Ziel vielleicht dasselbe ist, führen dazu, dass sich die Anhänger derselben Ideologie teils stärker bekämpfen, als ihre jeweiligen Gegner.
Bleiben wir aber beim Sozialismus. Als ich selbst noch in linken Kreisen unterwegs war, was ich in meinem Beitrag Was ich unter Linken erlebt habe darlege, konnte ich dies wunderbar beobachten. Egal ob nun bei der SPD, die ihre Jugendorganisation immerhin Jungsozialisten, selbstverständlich mit der entsprechenden geschlechtergerechten Wortverdrehung, nennt, in der Linkspartei oder sonstwo: der Kern ist derselbe. Man hält die „internationale Solidarität“ hoch, man will Gleichheit schaffen und fördern, man will im Endeffekt einen Zustand, in dem es wirklich allen gut geht und die Menschen alle zusammen in einem paradiesischen Zustand leben können. Doch warum dann zwei Parteien? Weil man sich hier bereits in der Ausführung uneinig ist.
Die SPD ist inzwischen recht gemäßigt geworden, was ihre direkten Forderungen angeht. Man vergleiche sie mal mit der Partei, die sie in den 20er Jahren war oder mit der des 19. Jahrhunderts. Die Linke ist aus Sicht der SPD schon radikal, aus Sicht von noch weiter links eingeordneten Splitter- und Kleinparteien jedoch wiederum nicht radikal genug. Wir können also bereits hier sehen, dass der Unterschied in der Lautstärke, mit der man nach Veränderung ruft und in welcher Geschwindigkeit man diese herbeiführen möchte, einiges ausmacht. Um es konkret an einem Beispiel festzumachen: während die SPD 8,50 Euro Mindestlohn einführte, war es bei der Linken ein Betrag von 10 Euro, den wir auf den Wahlplakaten fanden. Das mag vielleicht ein geringer Unterschied sein, aber ich war genau damals, als dies Thema war, in diesen Kreisen unterwegs und bekam mit, wie die Linken es als unsagbar schwach und feige, ja als Tropfen auf den heißen Stein betrachteten, was die SPD forderte und diese wiederum der Linken Realitätsferne vorwarf, da die Summe einfach zu hoch angesetzt sei.
Was man an diesem Beispiel eben deutlich sehen kann, ist, dass beide nach Rom wollen. In diesem Falle stellt Rom nun das dar, was man als Gerechtigkeit empfindet, also eine bessere Bezahlung und damit ein höherer Lebensstandard für die untere Gesellschaftsschicht. Ein kleiner Schritt in Richtung Gleichheit, so könnte man es betrachten. Über den Weg, den man nehmen soll, ist man sich auch noch weitestgehend einig, doch nicht in der Frage, ob man auf der Autobahn sich lieber an die Richtgeschwindigkeit hält oder doch gleich das Gaspedal durchdrückt.
Aus den vorangegangenen Ausführungen können wir nun also folgendes schließen: Wer sich in Richtung des sozialistischen Utopia aufmacht, also vor allem die Säulen Nummer 2 und 4, Gleichheit und Gemeinschaft, versucht umzusetzen, sei es nun dadurch dass er Solidarität fordert oder eben für eine Verteilungsgerechtigkeit eintritt, der unterstützt die Ziele der Sozialisten. Es ist gar nicht unbedingt notwendig, dass man die Familie bewusst auflösen oder gezielt gegen die Religion vorgehen will. Tatsächlich sollte vor allem dadurch, dass die siebte und achte Säule lediglich abgeleitet, aber trotzdem vorhanden sind, deutlich sein, dass das Gesamtkonzept, das nur drei Setzungen verfolgt, jedoch fünf weitere machen muss um aufzugehen, einiges implizit voraussetzt. Entsprechend ist es nicht gegeben, dass jeder, der Sozialismus in irgendeiner Weise für gut und richtig befindet, diesen auch vollständig und bis ins kleinste Detail verstanden hat. Kaum ein Linker wird Ihnen sagen, dass er einen Stillstand in der menschlichen Entwicklung anstrebt, weil ihm dies vielleicht gar nicht bewusst ist. Genausowenig wird er sagen, dass er die Grundfesten der Familie aufzulösen gedenkt, wenn auch dies vielleicht eher aus taktischen Erwägungen, da es sich nun einmal nicht gut anhört.
Nun, dass wir unter den politischen Parteien, die derzeit aktiv sind, sehr viele sozialistische Tendenzen ausmachen können, sollte kein Geheimnis sein. Verteilungsgerechtigkeit, eben dadurch, dass man dem einen, der mehr verdient, etwas wegnimmt und es dem anderen gibt, ist ein breit aufgestelltes Programm, das der eine so und der andere eben anders angeht. Genauso sieht es bei der Familienpolitik aus, die nun wirklich nicht darauf abzielt, starke und selbstständige Familien zu fördern. Aber hier nun auf die einzelnen Programmatiken einzugehen, ließe diesen Beitrag nur ausufern. Naja, noch weiter ausufern. Wir können aber eines feststellen: die politischen Parteien sind sich im Weg recht einig, jedoch oft nicht in der Art, wie man diesen befahren oder begehen sollte. Aber dass der Zustand der Freiheit und Gerechtigkeit über Reformen im Rahmen der BR-deutschen Demokratie, nicht über Putsche oder Revolutionen erreicht werden soll, ist leicht zu erkennen.
Dagegen finden wir jedoch auch noch andere Ansätze. Ein interessanter, der auch immer wieder mal gerne aufgegriffen wird, ist der sogenannte Kulturmarxismus. Dieser verdient zwar definitiv einen eigenen Beitrag, wenn es um die intensive Betrachtung geht, an ihm kann man jedoch sehr schön sehen, dass die Ideologie, also das zugrundeliegende Bild und das Ziel, auf das man hinauswill, dasselbe sein kann, wenn man auch einer anderen Doktrin, also Vorgehensweise folgt. Denn auch der Kulturmarxismus hat zum Ziel, die marxistische Idee umzusetzen. Da man allerdings beobachten musste, dass der Weg, den Marx und Engels beschrieben, nämlich den der Revolution, nicht eintrat, dass sich die Zustände in den Fabriken nach und nach besserten, die Menschen also gar nicht mehr unter den extremen Bedingungen leiden mussten, die von den beiden Vordenkern genannt wurden, weil man etwa Versicherungen, Arbeitsschutz, Arbeitszeitbeschränkungen, Kinderarbeitsverbote usw. einführte, musste das kommunistische Utopia eben auf anderem Wege erreicht werden. Denn, und dies gilt für jede Art von Idee, nur weil der Weg, den man beschreiten wollte, nicht begehbar ist, heißt dies nicht, dass man nicht anderweitig zum Ziel gelangen kann.
Der sogenannte Kulturmarxismus, den wir, wie gesagt, nur kurz anschneiden wollen, hat sich also davon losgesagt, auf dem Wege der Revolution zum Ziel zu gelangen. Stattdessen soll es eben der Weg der Kultur sein, wie man aus dem Namen bereits entnehmen kann. Man versucht die kulturellen Aspekte der Gesellschaft dahingehend zu beeinflussen und zu formen, dass die marxistischen Ideen eher von der Masse, aber auch gerade von der Elite angenommen und verinnerlicht, ja gar als normal empfunden werden. Was also dabei hilft, die entsprechenden Säulen umzusetzen, sei es nun die Auflösung der Familie oder die Stärkung eines egalitaristischen Denkens, ist demnach wünschens- und fördernswert. Dafür kann man sich natürlich vielfältiger Methoden bedienen, etwa der Verwendung bestimmter Begriffe oder Sprachkonstruktionen in Filmen, Büchern oder wissenschaftlichen Veröffentlichungen, aber definitiv eben auch die Besetzung verschiedenster Posten in der Bildung, der Justiz und der Politik durch ideologisch entsprechend geprägte Leute, wie es durch die Achtundsechziger geschehen ist.
Dieser Abschnitt sollte Ihnen, werter Leser, nun vor allem eines verdeutlicht haben: Was draufsteht, ist irrelevant, wichtig ist, was drin ist. Und wenn die zugrundeliegende Idee uns weiter in Richtung Sozialismus führt, dann haben wir es eben auch mit sozialistischen Bestrebungen zu tun. Man könnte nun detailliert verschiedene Parteien und Gruppierungen der Gegenwart im deutschsprachigen Raum analysieren und etwa die entsprechenden Tendenzen oder gar offenen Bekenntnisse zum Sozialismus in der SPD, der CDU, der SPÖ, Pro Asyl oder Attac aufzeigen, doch würde auch dies zu weit führen und wäre im Falle einiger Gruppierungen definitiv wiederum einer sehr intensive Auseinandersetzung wert. Daher wollen wir es dabei belassen und zum nächsten übergehen.
Ist Nationalsozialismus Sozialismus?
Da wir gerade schon feststellten, dass nicht unbedingt das draufstehen muss, was auch drin ist, betrachten wir nun in diesem Falle, ob es auch umgekehrt vorkommen kann. Also nicht, ob Sozialismus in etwas drinnen steckt, wo es gar nicht erwähnt wird, sondern ob es tatsächlich Teil einer Ideologie ist, die sich selbst den Begriff des Sozialismus mit in den Namen geschrieben hat.
Hier stoßen wir natürlich auf mehrere Probleme. Erstens haben wir bei weitem nicht eine so ausführliche Quellenlage, wie im Falle des Sozialismus, die mehrere Jahrhunderte in die Vergangenheit reicht. Zweitens haben wir zwar entsprechende Denker, die sich nach 1945 auf diese Idee bezogen, jedoch wollen wir nun Beispiele wie etwa George Lincoln Rockwell weglassen, da in den Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus in den meisten Fällen nur die Zeit der Weimarer Republik bis zum Ende des Weltkrieges gebracht wird und diese daher von besonderem Interesse ist. Drittens gibt es eben keine durchgängige, stets weitergedachte und aktualisierte, aber vor allem öffentlich diskutierte und breit als solche anerkannte Denkschule, da man nach 1945 dies nicht mehr in vollem Umfang in Angriff nehmen konnte. Und viertens müssen wir hier leider, wiederum aufgrund der Quellenlage, teils auf realpolitische Begebenheiten beziehen. Letzteres ist besonders deswegen nicht schön, da auch der sogenannte Realsozialismus einige Säulen nicht umgesetzt beziehungsweise hintenan gestellt hat, weshalb dies nicht wirklich als Beweis gelten kann. Idee und Wirklichkeit sind nun einmal zweierlei.
Stellen wir also zunächst die Frage: warum sollte man sich Sozialismus nennen, wenn man gar kein Sozialist ist? Aus demselben Grund, weshalb sich Nordkorea als demokratische Republik bezeichnet. Es klingt gut und spricht eben bestimmte Leute und vor allem den Zeitgeist an. Wir wollen nun nicht eine umfassende Geschichte des Nationalsozialismus anführen, doch kann man hier deutlich sehen, woher der Name der Partei stammt und warum damit vielleicht auch Popularität, gerade zu jener Zeit verbunden war. Die Bundesrepublik nennt sich ebenfalls, genauso wie Nordkorea Republik und bezeichnet sich in ihrem Grundgesetz als demokratisch, versteht darunter jedoch etwas ganz anderes als das Land in Ostasien. Und nicht wenige werden sagen, dass auch sie keine „echte“ Demokratie aufweist und werden dafür entsprechende Gründe nennen können. Wir sehen also: im politischen, nicht im philosophischen Zusammenhang, sind Namen Schall und Rauch. Wichtig ist nicht, was auf oder in einem Parteibuch steht oder was in Reden gesagt wird, sondern was man tatsächlich meint und wohin man wirklich will beziehungsweise worauf man effektiv zusteuert.
Als nächstes können wir uns jene Säulen des Sozialismus nehmen, die definitiv Bestandteil des Nationalsozialismus sind: zunächst sollte dies bei der vierten Säule eindeutig sein: die Volksgemeinschaft zielt eben auf ein gemeinschaftliches Arbeiten ab, das größer ist als der Einzelne. Weiterhin war man zu dieser Zeit nicht gerade der größte Freund der christlichen Kirchen, was man unter anderem an vielen Austritten und den Wiederbelebungsversuchen des Heidentums sehen kann. Dies sollte aber soweit noch aus der Schulzeit bekannt sein.
Da nun die Abschaffung der Religion im Sozialismus damit im Zusammenhang steht, dass man Hierarchien und Herrschaft überwinden will, entsteht ihre Notwendigkeit vor allem daraus, dass man Gleichheit in materieller Hinsicht schaffen möchte und dafür auch das Privateigentum abgeschafft werden soll. Hier sehen wir jedoch einen deutlichen Unterschied. Auch der Nationalsozialismus will mit bestimmten Traditionen und Einschränkungen, die durch die Religion hochgehalten werden, brechen, doch aus anderen Gründen. Denn die dem Sozialismus eigene Gleichheit stand genau so wenig auf dem Programm wie die Abschaffung des privaten Eigentums. Tatsächlich haben wir deutliche elitäre Elemente und eine Bejahung des Privateigentums.
Nun sollte man allerdings noch einmal betonen: wer weiß, was die Zeit gebracht hätte? Wir haben zum einen sehr unterschiedliche Flügel in der NSDAP gehabt, zum anderen war der Nationalsozialismus, dadurch dass er eben sehr kurzlebig war und dabei auch noch äußerst erfolgreich, da er in kurzer Zeit aus dem Nichts bis zur alleinigen Regierungsgewalt gelangt ist, eben immer realpolitisch war und nicht etwas, das sich frei in den Geistern von Denkern entfalten und sich über Jahrzehnte entwickeln konnte. Zudem war auch gerade der Marxismus ein eindeutiges Feindbild. Trotzdem ist es eben so, dass wir, gerade auch aufgrund der deutlichen Hierarchien und der Bejahung des Eigentums, diese beiden Säulen nicht so im Nationalsozialismus finden.
Damit sind wir eigentlich durch. Denn: Sozialismus erfordert, wie wir festgestellt haben, dass alle Säulen Bestandteil sind. Aber der Vollständigkeit halber wollen wir noch auf die anderen eingehen. Nun, eine Utopie haben wir im gewissen Sinne vorliegen. Die Gesellschaft sollte grundlegend verändert werden, was man ja auch in Angriff nahm und zu Teilen umsetzte, weshalb nach dem Krieg große Umerziehungsprogramme initiiert wurden. Aber die Utopie ist eben keine der Gemeinschaft der materiellen Gleichheit gewesen, sondern eine der Volksgemeinschaft, woraus eben einige Unterschiede folgen. Auch die Familien hat man durch bestimmte politische Programme gestärkt, wobei natürlich auch nicht unerwähnt bleiben sollte, dass man durch verschiedene Einrichtungen, wie etwa der Hitlerjugend, starken Einfluss auf die Erziehung nahm.
Kommen wir also zur siebten Säule, Stillstand. Eigentlich sollte auch diese klar sein. Nein, man strebte kein Ende der Geschichte an und hebelte auch nicht durch seine Institutionen den Willen zur Macht des Einzelnen aus. Vielleicht hat man nicht so weit gedacht, jedoch sollte der Nationalsozialismus, so war es zumindest gefordert, flexibel genug sein, sich an die Bedingungen der Zeit jeweils anzupassen. Der Stillstand des Sozialismus, das sollten wir uns an dieser Stelle ins Gedächtnis rufen, kam dadurch zustande, dass man den Menschen das Paradies auf Erden bereiten möchte, das Eigentum und jegliche Möglichkeit dieses anzuhäufen abschaffen will und auch entsprechende Freiheiten einschränkt. Dadurch wird der Wille zur Macht des Einzelnen unterdrückt. Eine Gesellschaft, die privaten Erfolg gestattet und gegebenenfalls auch belohnt, durch Anerkennung, Privilegien oder in materieller Hinsicht, tut dies nicht und wird daher nicht in derselben Weise zum Stillstand führen und diesen auch nicht anstreben, wie es der Sozialismus tut.
Kommen wir also zur achten Säule. Wir erinnern uns, was mit Sklaverei gemeint war: Da der Einzelne ohne Lohn arbeiten muss, in seiner Berufswahl nicht frei ist und sich völlig als Rädchen in die Gemeinschaft so einzufügen hat, wie die Gemeinschaft dies von ihm verlangt, während er sich mit den zugeteilten Rationen zufriedenzugeben hat, sprachen wir hier von Sklaverei, in dem Sinne, dass der Einzelne Sklave der Gesellschaft ist. Nun, wenn man für seine Arbeit weiterhin bezahlt wird, weiterhin seinen Beruf frei wählen und sich auf andere Stellen bewerben, eigene Unternehmungen gründen und über sein Einkommen frei verfügen kann, so haben wir zumindest nicht jene Form von Sklaverei vorliegen, die wir beim Sozialismus als Säule desselben auffanden. Daraus folgt natürlich nicht, dass es keine Zwänge oder Repressionen gab. Wir können aber feststellen, dass es eben eine weitere Säule ist, die wir nicht im Nationalsozialismus vorfinden.
Wir stellen also fest: Es handelt sich beim Nationalsozialismus nicht um einen Sozialismus. Lediglich drei Säulen kann man als Bestandteil desselben betrachten, wobei jene der Utopie natürlich auf etwas anderes hinaus will als der Sozialismus und auch eine völlig andere Ausprägung hat, da die Utopie wesentlich greifbarer erschien, als es das Paradies auf Erden ist. Die anderen fünf sind nicht eindeutig dazuzurechnen oder eben deutlich von ihm zu unterscheiden.
Man kann also schließen, dass der Begriff des Nationalsozialismus nicht mit dem des Sozialismus dahingehend im Zusammenhang steht, dass er eine Sonderform desselben darstellt. In wie fern er eine Abspaltung oder Weiterentwicklung ist, wäre jedoch eine Frage für weitergehende Forschungsarbeit, die wir an dieser Stelle nicht in Angriff nehmen wollen. Tatsächlich gibt es einige Denker, die sich mit Kritik am Sozialismus jener Tradition, in der auch Marx, Engels und Winstanley hervortaten, aber eben eine Alternative nannten, die sie selbst teils dann auch Sozialismus nannten, was jedoch in eine andere Richtung ging, da die Säulen desselben nicht umgesetzt wurden. Aber auch das ist ein Thema, das wir hier nicht weiter beleuchten wollen. Es bleibt festzuhalten, dass der platte Spruch wider die Sozialisten, die Nationalsozialisten seien doch auch Sozialisten gewesen, von Unkenntnis zeugt. Dies befreit natürlich weder die eine noch die andere Ideologie von ernstzunehmender kritischer Betrachtung, der sie definitiv unterworfen werden sollten. Es zeigt nur mal wieder, dass Nazivergleiche mehr über jenen sagen, der sie verwendet, als über das Objekt des Vergleichs.
Zusammenfassung
Ich hatte Sie vorgewarnt: es war eine lange Reise. Ich hoffe, das kühle Getränk, das Sie sich zur Seite gestellt hatten, reichte bis zum Ende und Sie konnten etwas für sich mitnehmen. Hier sei noch einmal betont, dass die vorangegangenen Ausführungen vollständig auf meinen eigenen Untersuchungen beruhen. Die Quellen habe ich nicht nur genannt, sondern an der entsprechenden Stelle auch ausführlich besprochen. Wenn Sie am Sozialismus weitergehendes Interesse haben, so empfehle ich in erster Linie, sich mit den Originalautoren bis hin zu Marx und Engels zu beschäftigen.
Ansonsten sollte zumindest aufgezeigt worden sein, dass die Definition des Sozialismus, die ich als Gegenentwurf zu jenen Lexikondefinitionen, die man so finden kann, aufstellte und die unsere acht Säulen enthält, den Sozialismus als Ideologie vernünftig beschreibt. Und nach einem so ausführlichen Beitrag, in dem ich wirklich versucht habe, alles genauestens aufzuzeigen, sind bestimmt noch eine Menge Fragen offen. Unter anderem natürlich, was ich denn selbst vom Sozialismus halte. Nun, ich gab gleich zu Beginn zu bedenken, dass ich selbst kein Sozialist bin. Zudem ist die Gleichheit eine der grundlegenden Säulen und es gibt einen Beitrag auf meinem Kanal, der den Titel Das Problem mit der Gleichheit (Teil III) oder: Kenne den Feind: Egalitarismus trägt. Es sollte also offensichtlich sein. Und die Frage, warum der vorliegende Beitrag sich nicht in die Reihe stellt und mit „Kenne des Feind: Sozialismus“ überschrieben wird, hat folgenden Grund: Zwar ist mir bewusst, dass der eine oder andere Kommentator mir vorwerfen wird, ich habe den Sozialismus, Kommunismus, Marxismus oder was auch immer nicht verstanden, ich habe lediglich aus einer Position der Feindschaft heraus argumentiert oder ich habe gewisse Aspekte übersehen, doch wollte ich mich um eine neutrale und sachliche Betrachtung bemühen, die auch als solche wahrgenommen werden kann.
Wenn Sie also nur eines aus diesem Beitrag mitnehmen, dann sollte dies das folgende sein: Sozialismus ist ein bestimmter Satz an Ideen, und Namen spielen hierbei keine Rolle. Ob man nun Marxismus, Kommunismus oder Sozialismus sagt oder ob man aktuelle politische Parteien oder das Programm des Kulturmarxismus betrachtet, ist egal. Sozialismus ist eine zugrundeliegende Idee, welche man an verschiedenen Stellen und in verschiedenen Zusammenhängen finden kann. Ob man offen dazu steht oder es verschleiert, ob man sich dessen bewusst ist oder nicht, spielt keine Rolle. Wer Sozialismus will, weil er materielle Gleichheit wünscht oder das Paradies auf Erden schaffen will, der muss eben damit leben, dass er im selben Zuge auch die Auflösung der Familie, die Abschaffung der Religion, den Stillstand der Entwicklung und die Versklavung des Menschen im Rahmen einer sozialistischen Gemeinschaft mit dazu kauft.
25.4.2022
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