Energiewende

Bei Fefe finde ich einen Blogartikel mit Link zu Capital, in dem Claudia Kemfert sich aufmacht, die Ehre der Energiewende zu retten. Das Einstiegsfoto erinnert an den Slogan „Leistung aus Leidenschaft“ der Deutschen Bank.

Der Artikel wendet sich an vier „Mythen“:

  1. Schweineteuer und wirkungslos
  2. Geisterstrom
  3. Dunkelflauten
  4. Wasserstoff statt Öl

Ehe wir zur Sache schreiten zitiere ich aus dem Artikel zur Person:

Claudia Kemfert leitet die Abteilung „Energie, Verkehr, Umwelt“ am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und ist Professorin Energieökonomie und Nachhaltigkeit an der Hertie School of Governance.

Dazu, „Professor“ bezeichnet eine Tätigkeit, keinen akademischen Grad. Energieökonomie ist Teilbereich von Ökonomie. „Nachhaltigkeit“ kann in dem Zusammenhang allenfalls eine ökonomische solche meinen.

Nun also zum Artikel. Kemfert schreibt:

#1 Mythos: „300 Mrd. Euro hat die Energiewende gekostet – und nichts gebracht!“

Die Zahl „300 Milliarden“ ist gängig. Manchmal wird der Zeitraum „seit 2005“ benannt. Trotzdem bleibt in der Regel diffus, von welchen Kosten genau die Rede ist. Wer nachfragt, wird meist auf die Förderung der erneuerbaren Energien verwiesen (Einspeisevergütung nach dem EEG-Gesetz).

Auffällig ist, dass Kemfert – zur Erinnerung, Ökonomin – dem Mythos nicht fundierte Zahlen entgegen hält. Die folgend genannten Einsparungen analysiert sie nicht auf Kosten-Nutzen-Effekt. Hätte ich eigentlich erwartet. Schlusssatz von Abschnitt #1 ist unsterblich:

Fakt ist: Die Energiewende hat seit 2005 über 300 Mrd. Euro Gewinn erwirtschaftet.

Diese „300 Mrd. Euro Gewinn“ zahlte wer? Wer erräts? Und – weiter! – wer hats eingestrichen?


#2 Mythos: „Es gibt Geisterstrom aus Windanlagen, der 364 Millionen Euro kostet!“

Nach dem Mythos „Zappelstrom“ kommt nun der Mythos „Geisterstrom“. Beides sind Begriffe, die sich zwar auf Tatsachen beziehen, aber abwertend gemeint sind.

Es gibt den Zappelstrom also tatsächlich. Bei den „Tatsachen“ können wir eigentlich aufhören. Der Rest des 2. Abschnitts besteht aus Entschuldigungen.


#3 Mythos: „Bei Dunkelflauten geht das Licht aus; denn es gibt keine Speicher für erneuerbare Energie!“

Kemfert weist auf „verschiedene Studien“, die das widerlegen. Kann ich glauben, muss ich aber nicht.

Beim Überfliegen dieser Studie blieb mein Blick an der Zwischenüberschrift Fokus auf unrealistische Extremfälle hängen. Die zuverlässige Stromversorgung rechne ich zu den entscheidenden Momenten unserer Lebensprozesse. Erleben Sie mal einen Stromausfall und lassen Sie sich von ihrer Kühltruhe überraschen, dann ahnen Sie, um was es geht.


#4 Mythos: „Wasserstoff ist das neue Öl!“

Strohmann: ich kenne niemanden, der Wasserstoff propagiert.


Zurück zu Fefe. Warum hat er einen Bullshit-Artikel verlinkt? Drei mögliche Antworten: Sarkasmus der dritten Art, oder Übung in Medienkompetenz, oder schließlich Popcorn-Modus: wirft den Artikel in die Manege und köpft derweil das nächste Bit.


Nachtrag. Ich bin kein Fossilien-Lobbyist. Sondern ich habe noch alle Zwetschgen beieinander.

Freitag, den 24. Januar 2020, um 3 Uhr 07